Im Norden Mallorcas zieht die Halbinsel Formentor jährlich tausende Inselurlauber an - und in ihren Bann. Zerklüftete Steilküsten, weitschweifende Ausblicke, hübsche Badebuchten und ein Besuch des Leuchtturms am nördlichsten Zipfel der Insel, dem Cap de Formentor, bieten genug Anreiz, die teils nervenaufreibende Strecke auf engen und kurvigen Serpentinenstraßen auf sich zu nehmen. Weniger bekannt - dabei nicht weniger schön - ist die zweite Halbinsel in Mallorcas Norden: La Victoria. Gemeinsam mit Formentor bildet sie die Bucht von Pollenca und ragt nordöstlich von Alcudia als Landfinger ins Meer hinein.

Der geringere Bekanntheitsgrad kommt La Victoria dabei nur zu Gute. Die zu weiten Teilen unter Naturschutz stehende Halbinsel ist vor allem unter Individualurlaubern, Wanderern, Bergsteigern und Radfahrern ein beliebtes Ausflugsziel. Diese können hier ungestört von Reisebussen und Massen-Sightseeing Mallorcas Natur und ursprüngliche Schönheit entdecken. Kiefernwald, wilde Olivenbäume, Zypressen, Zwergpalmen, zerklüftete und steile Felsküsten, teils nur spärlich bewachsene Gipfel und einsame Badebuchten verschaffen Naturfreunden unvergessliche Urlaubsmomente. An der Küste lasen sich Meeresvögel wie Möwen und Kormorane, mit etwas Glück auch Fischadler, beobachten.
Das meistbesuchte Ausflugsziel der Halbinsel ist die gleichnamige Einsiedelei Ermita de La Victoria. Das ehemalige Kloster liegt etwa 140 m über dem Meeresspiegel und bietet den Besuchern nicht nur einen hübschen Blick auf die Bucht von Pollenca, sondern auch einen beliebten Ausgangspunkt für Wanderungen. Ein Stück oberhalb der Ermita de la Victoria befindet sich ein Restaurant mit Bar und Außenterrasse, das seine Gäste nicht nur mit guter mallorquinischer Küche, sondern auch mit einem herrlichen Blick auf die Bucht von Pollenca verwöhnt. Nach einer kräftezehrenden Wanderung oder Radtour können Sie sich hier stärken, bevor Sie den Heimweg in Ihre Unterkunft antreten.
Als Ausläufer des Tramuntana-Gebirges verfügt La Victoria auch über durchaus anspruchsvolle Touren - immerhin ragt die Halbinsel bis auf fast 450 Meter in den Himmel. Doch in einem kann sich der Wanderer hier sicher sein: Dass seine Anstrengungen mit unvergesslichen Ausblicken belohnt werden. So eröffnet sich bei klarem Wetter beispielsweise vom Mirador Penya Rotja, den der geübte und schwindelfreie Wanderer vom Parkplatz der Kirche aus erreicht, ein weiter Meerblick bis zur Nachbarinsel Menorca.

Am Mirador befinden sich zudem Reste einer alten Verteidigungsanlage aus dem frühen 16. Jahrhundert. Schaut man hinab, fällt der Blick auf das Cap des Pinar. Leider ist diese dicht bewachsene Landzunge mit idyllischen Buchten als ehemaliges Militärgebiet für Besucher gesperrt. Dies könnte sich jedoch zukünftig ändern, wenn eine Vereinbarung unterzeichnet wird, mit der täglich einer begrenzten Anzahl von Zivilisten der Zugang zum Strand der Cala Central und zum Leuchtturm gewährt würde. Wer bereits den Blick vom Mirador auf das Kap genossen hat, wird die Eröffnung des Sperrgebiets vorfreudig erwarten.
Wenn Sie sich aus Alcudia auf den Weg zur Ermita de La Victoria machen, kommen Sie an den kleinen Ortschaften Marina Manresa und Bonaire Mal Pas vorbei. Die beiden hübschen Villenorte liegen direkt an der Bucht von Pollenca und bieten einen herrlichen Ausblick über die Bucht bis auf die Berge der gegenüberliegenden Halbinsel Formentor.

Bonaire Mal Pas verfügt über einen kleinen Yachthafen und ein gutes Fischrestaurant, das direkt an der Hafenbucht liegt. Nachdem man Bonaire passiert hat, windet sich die Straße an romantischen Badebuchten entlang zum Kloster hinauf. Ein Stopp empfiehlt sich an der Platja S Illot, einer attraktiven Bucht mit kleiner Felsinsel, die überwiegend von Mallorquinern besucht wird.

Selbstverpfleger können an einem lauschig gelegenen Picknickplatz direkt am Meer eine Pause einlegen. Wer sich abkühlen möchte, steigt hinab zum Kiesstrand. Lassen Sie sich von den piekenden Steinen nicht abschrecken, sonst entgeht Ihnen die Abkühlung im glasklaren, türkis schimmernden Wasser, das zum Baden, Schnorcheln und Tauchen einlädt.
Auch die südöstliche Seite der Landzunge wartet darauf, von Ihnen erkundet zu werden. Von Puerto Alcudia erreicht man in wenigen Auto- oder Fahrradminuten den hübschen Villenort Alcanada (auch: Aucanada), der sich direkt in der Bucht von Alcudia befindet. Wer einen guten Ausgangspunkt für Wanderungen sucht, gleichzeitig aber nicht auf Badeurlaub und eine gepflegte Unterkunft in ruhiger Lage verzichten möchte, ist in Alcanada richtig aufgehoben. Der Ort besteht überwiegend aus Ferienhäusern und imposanten Villen.

Wie auf der gesamten Halbinsel findet man auch hier keine Spur von Hotelburgen und Massentourismus. An den beiden idyllischen Strände Alcanadas bekommt man selbst zur Hauptsaison immer ein gemütliches Plätzchen, um die herrliche Aussicht auf das Meer und die vorgelagerte Insel mit ihrem Leuchtturm zu genießen. Wer möchte, kann sich diesen auch ganz aus der Nähe ansehen: Da das Meer hier nur 1,50 m tief ist, kann die etwa 150 m lange Distanz zwischen Strand und der Isla del Alcanada leicht schwimmend überwunden werden.

Nicht zuletzt aufgrund seiner Nähe zur Golfanlage Club de Golf Alcanada, die weit über die Insel bekannt ist, stellt Alcanada ein gefragtes Urlaubsdomizil dar. Der 18-Loch-Golfplatz wurde landschaftlich sehr reizvoll angelegt. Inmitten typisch mediterraner Vegetation, umgeben von wildlebenden Fasanen und mit einzigartigem Blick auf das Meer und die Bucht von Alcudia, wird Golfen schon fast zur Nebensache.