Mallorca Restaurant-Knigge: Was Gäste häufig falsch machen

Mallorca ist nicht Ballermann, Bettenhochburg und Sangría-Strand. Mallorca ist unverfälschte Landschaft, tausendjährige Kultur und Tradition. Diese Erkenntnis kommt bei immer mehr Urlaubern an, die auf der größten Baleareninsel etwas anderes suchen als Party und Sonnenbrand. Zurück zu den Wurzeln, heißt es, zu einer respektvolleren Art des Tourismus. Im Gastronomischen bedeutet es das Ende von Sauerkraut und Schweinshaxe. Die mediterrane und insbesondere die mallorquinische Küche werden neu entdeckt. Dieser Artikel verrät, wie sich die Inselkost von der des spanischen Festlandes unterscheidet, wie Sie auf Mallorca ein gutes Restaurant finden und wie Sie sich in einem solchen benehmen sollten. Bon profit!

Ein paar Brocken

„Bon profit“ ist Mallorquinisch und bedeutet „Guten Appetit“. Hier fangen die Grundregeln guten Urlauberbenehmens an: bei der Sprache. Ein paar Brocken Spanisch zu beherrschen ist gut, ein paar Brocken Mallorquinisch zu sprechen ist besser. Wenn Sie in einem urtypischen Inselrestaurant „Zahlen bitte!“ rufen, begehen Sie einen Fauxpas. Versuchen Sie es mal mit „Durà es conte, per favor?“ Aber gehen wir der Reihenfolge nach vor. Zuerst sollte geklärt werden, was auf der Insel typischerweise serviert wird.

Die Inselküche: deftige Kulinarik

Es gibt Stimmen, die behaupten, das mallorquinische Essen sei dem deutschen nicht unähnlich: Schließlich ist eine der Lieblings-Inselspeisen die Kohlroulade. Das stimmt nur bedingt, denn erstens werden für die urtümliche Mallorca-Küche nur frischeste Zutaten verwandt; und zweitens werden diese Zutaten mit besonders großer Sorgfalt zubereitet. Kohl, Zwiebeln, Mangold und Spinat spielen unter den Gemüsen eine Hauptrolle. Spanferkel, Koteletts, Lamm und Kaninchen decken den Fleischbedarf ab. Aber auch leichtere Speisen finden sich auf der Karte: der Trempó beispielsweise, ein typischer Sommersalat mit Olivenöl oder der Arròs de peix i marisc, eine Reissuppe mit Meeresfrüchten. Köstlich sind die mallorquinischen Desserts wie der Gato d’almerada, ein lockerer Mandelkuchen mit Mandeleis; oder die Crema Catalana, die katalanische Variante der Crème brûlée; nicht zu vergessen die Ensaimada, jene nur auf der Insel Höchstform erreichende, in Schmalz ausgebackene Hefeschnecke.

Wegweiser zum Genuss: die Kreidetafel

Nachdem Ihnen über dem Studium der Insel-Köstlichkeiten das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, fragen Sie sich natürlich, woran Sie auf Mallorca ein gutes Restaurant erkennen. Sie streben zwei Dinge an: eine solide Qualität und einen bezahlbaren Preis. Eines vorweg: Fallen Sie nicht auf schreiende Werbetafeln oder Restaurantschlepper herein. Um sicher zu gehen, können Sie das Internet studieren, in dem es hilfreiche Restaurantempfehlungen und -bewertungen gibt. Wenn Sie internetlos unterwegs sind, achten Sie auf Lokale, die das Menú del día anbieten. Sie erkennen sie an der Kreidetafel vor der Eingangstür. Oder daran, dass auf dem Parkplatz besonders viele Einheimischen-Autos parken. Das Menú del día ist die Mittagskarte – eine günstige Möglichkeit für Arbeiter und Angestellte, in einem Restaurant eine Mahlzeit einzunehmen. Das mallorquinische Menú del día besteht aus drei köstlichen landestypischen Gängen – Vorspeise, Hauptgericht, Nachspeise plus einer Flasche Wein und einer Flasche Wasser. Nach dem Besuch eines solchen Restaurants werden Sie um erstaunlich wenig Geld erleichtert sein und in der Überzeugung gefestigt, dass man auf Mallorca zu leben versteht.

Restaurants

Das Inselrestaurant: die Verhaltensregeln

Jetzt noch ein wenig Restaurant-Knigge. Überall auf der Insel Mallorca, aber besonders in einem Lokal, das von Einheimischen frequentiert wird, sollten Sie aufs Comme-il-faux achten. Spanier tragen kurze Hosen höchstens zu Hause, niemals an öffentlichen Orten. Allzu legere Kleidung missfällt ihnen. Auf Mallorca haben sich unter Urlaubereinfluss die Essenszeiten mittlerweile auf 13 Uhr, abends 20 Uhr verschoben. Wenn Sie ein Restaurant betreten, gilt es als unhöflich (auch wenn viele Tische frei sein sollten)schnurstracks zu dem Lieblingstisch am Fenster zu stürmen. Warten Sie bitte, bis der Kellner kommt, Sie begrüßt („Bon día“ auf mallorquinisch) und Ihnen Ihren Platz zuweist. Gute Tischmanieren gelten Spaniern als selbstverständlich. Mit größtem Unverständnis reagieren die einheimischen Mitbesucher eines Restaurants auf Gäste, die zu viel von dem Inselwein getrunken haben und laut werden. Wein ist auf Mallorca wie in allen kultivierten Küchen Essensbegleiter und nicht Rauschmittel. Agua con gas oder sin gas (Wasser mit oder ohne Kohlensäure) wird zusammen mit dem Wein bestellt. Als Vorhut des Essens kommen fast immer Brot und Oliven auf den Tisch. Beschweren Sie sich also nicht, dass Sie diese nicht bestellt haben. Auf der Rechnung tauchen die in den Augen der Mallorquiner unverzichtbaren Essenbegleiter pro Person als Extra-Betrag auf. Das gleiche gilt für das Besteck („cubierto“). Das gehört zu den Landessitten. Wer hier reklamiert, weist sich als blutiger Mallorca-Anfänger aus.

Die Kunst des Trinkgeldgebens

Noch ein Wort zum Trinkgeld. 10 % sind üblich, plus/minus 5. Nachdem Sie die Rechnung angefordert haben (spanisch „La cuenta por favor, mallorquinisch siehe oben), bringt der Kellner sie auf einem Tellerchen, das gleichzeitig zur Ablage Ihres Trinkgeldes dient und vom Kellner, nachdem Sie gegangen sind, geleert wird. Wundern Sie sich nicht, wenn auf der Rechnung ein höherer Preis als in der Speisenkarte steht. In vielen Restaurant wird die Mehrwertsteuer (IVA) erst auf dem Bon ausgewiesen. Und nun bleibt nur noch eins zu wünschen: „Bon profit!“
 
(Artikelbild: © JackF – Fotolia.com)

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